Spielbericht aus dem Rat der Stadt Bochum

(Spieltag vom 20.11.2025, Lesedauer 6 Minuten)

Und schon steht ein zweiter Spieltag im November für den Rat der Stadt Bochum an, quasi englische Woche. Dass es ein zähes Match geben kann, lässt sich bereits im Vorfeld erahnen, denn auf der Agenda stehen schließlich heute die Ausschusswahlen, bei denen erfahrungsgemäß mit jeder Menge zu rechnen ist, um diesen quirligen, nickeligen Hare-Niemeyer in Griff zu kriegen. Deswegen pfeift Babo Gerd „Luki“ Lukat pünktlich um 14:00h in der Arena des Ruhr Congress an, wobei er beim parallel eröffneten Weihnachtsmarkt schon auch ein wenig vermisst wird. Zumindest sein schöner Bart.

Nach Prüfung der Netze und Regularien gibt’s zunächst erst einmal jede Menge Mittelfeldgeplänkel, denn die Antrittsrede unseres neuen Sozialdezernenten Jens Vieting ist noch nicht allzu angriffslustig, der muss sich schließlich noch ein wenig entwickeln. Und auch die Antworten auf die eher berechtigten Fragen der Interessengemeinschaft „Grünes Overdyk“ zum dortigen Bebauungsplan durch unseren Baudoktor sind mal so semi-spannend, denn viele Dinge scheinen noch unklar zu sein, da müssen wir mal schauen, wie sich das entwickelt, da ist die Stadt Bochum nur bedingt zuständig. Im Rahmen der Möglichkeiten stets bemüht scheint das zu laufen; in der Tat müssen bestimmte Weichenstellungen allerdings bekanntermaßen wirklich woanders erfolgen, z.B. in so einer Bundes- oder Landesregierung…

Betriebsunfall in spiegelbildlich

Naja, den Start haben wir so zumindest glimpflich überstanden und kommen zum Kernthema des Spieltags. Denn jetzt geht es so richtig rund bei der Bildung und Zusammensetzung der insgesamt dann 15 Ausschüsse, die in Teilen neue Rubriken und Themenkonfigurationen beinhalten. Europa machen wir z.B. nicht mehr, „Deutschland!“ reicht ja auch und dafür gibt es aber einen neuen Umlegungsausschuss, in dem zukünftig bestimmt die Leute umgelegt werden, die ihre Leistung nicht mehr bringen, getreu dem Motto „Lieber Low-Performer als No-Performer!“. Vielleicht macht der aber auch was anderes.

Immerhin gibt’s diesmal keine geheime Wahl, der Würfel von Die PARTEI ist heute ein wenig linkslastig, watwillstemachendamachstenix und so haben wir munter die ersten 6 Ausschüsse erfolgreich durchgewählt, als doch das böse Wort der Spiegelbildlichkeit von den Rängen ertönt. Denn diese wird von unserer stadtbekannten Stadtgestalt stark angezweifelt (Hintergrund: Im Rat haben sPD und cDU keine Mehrheit, in den Ausschüssen schon), weswegen Neuwahlen beantragt werden. Nach kurzer Pause und Beratung mit dem VAR im Keller gibt’s zwar eine Abstimmung darüber, aber bei lediglich 3 Stimmen (und Enthaltung von Die PARTEI, wer weiß was alles nach dem Regimewechsel auf die Goldwaage gelegt wird), geht es unverzüglich weiter nach altem Muster und irgendwann sind alle 15 Ausschüsse besetzt und auch die Ausschussvorsitze verdängelt. Die AfDeppen bekommen übrigens den Vorsitz im Rechnungsprüfungs-Ausschuss, einen müssen die nämlich leider nach Gemeindeordnung bekommen und Zahlen sind immer noch Zahlen. Die bis dato noch nicht gewählten Ratsmitglieder dürfen sich dann noch je zwei (das war vorher nur einer; die fDP hat allerdings klammheimlich einen sehr unauffälligen Antrag durchgebracht, der die Faulenquote frech untergräbt) Ausschüsse aussuchen, in denen sie als beratende Mitglieder aufgenommen werden. Somit ist ein Betriebsunfall von Die PARTEI zukünftig nicht nur im jetzt „Haupt-, Wirtschafts- und Finanzausschuss“, sondern auch noch im „Ausschuss für Mobilität, Digitalisierung und Infrastruktur“ vertreten Na toll! Das kann ja was geben.

Sehr gut haben wir diese Druckphase überstanden, doch ohne großes Verschnaufen möchten noch vor der Pausensuppe auch andere kleine Gremien besetzt werden, nämlich zunächst flott die „Emschergenossenschaft“ und im Anschluss – weil wegen Satzung – auch noch in geheimer Wahl die Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe. Nach der dritten Betriebsunfallsuppe des Tages wird es dann allerdings auch ein wenig ruhiger auf dem Parcours, die Kräfte schwinden bei allen AkteurX und weitere letzte Wahlen liefern unaufgeregt ihre Ergebnisse, nämlich Delegierte für den Städtetag Nordrhein-Westfalen und den Ruhrverband, bevor noch eine Runde Jahresabschlüsse, Änderung von Gesellschaftsverträgen und die Übernahme von Gesellschaftsanteilen einvernehmlich weggegrätscht werden.

Wir nähern uns der Schlussphase. Anträge haben wir heute mal keine, Mitteilungen und Antworten werden zur Kenntnis genommen, doch schriftliche Anfragen (u.a. Irgendwas mit Photovoltaik, Sportwettenwerbung und Barrierefreiheit im Ruhrstadion) gibt’s schon ein paar. Die nach dem Atommüllendlager in Bochum-Wattenscheid ist dabei selbstredend besonders relevant, nach Amalia fragen dann auch tatsächlich ja mal die gRünen. Potzblitz. Immerhin!

Die noch folgenden 5-6 mündlich vorgetragenen Anfragen könnten als Schlussoffensive eingestuft werden. Weitestgehend nervig und eher lame, teilweise von einigen aufgeregten Zwischenrufen flankiert (und vom Babo nahezu souverän ausgebremst) ändern die allerdings auch nix mehr am Ausgang und die Nachspielzeit ist ebenfalls schnell vorbei, ohne das Ergebnis großartig zu gefährden. Nach 4 ¼ Stunden ist es geschafft, der Rat der Stadt Bochum findet so langsam zur Form, bleibt zu hoffen, dass unsere schöne Stadt nach dem doofen Dresden-Spiel heile geblieben ist. Beim nächsten Mal geht’s dann übrigens so richtig um die Fleischtöpfe, denn da werden die schönen Aufsichtsratspöstchen der Eigenbeteiligungen (so was wie Sparkasse, Wasserwelten, USB etc.) verteilt (18.12., 14:00h, RuhrCongress).

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