Spielbericht aus dem Rat der Stadt Bochum

(Spieltag vom 10.10.2024, Lesedauer 7 Minuten)

Am 34. Spieltag – hier ist es übrigens noch lange nicht die letzte Runde – geht es mal wieder so richtig zur Sache. Mensch kann sich nicht des Eindruckes erwehren, das Wahlkuscheln habe begonnen, denn heute wird um jeden Zentimeter Terrain gekämpft, dass es eine wahre Pracht ist und ansonsten eher handlungsverarmte ProtagonistX zeigen heute in unserer Weitmarer Republik, was sie so drauf haben. Unser Mayor of Peace (wechselt übrigens wahrscheinlich auch zu Red Bull und wir bekommen als Ersatz so einen Tüpen aus Leverkusen oder aus dem Polizeipräsidium, na super!) pfeift diesmal schon gegen 14:00h an, da etliche Themen anstehen, bei denen davon auszugehen ist, dass die sich ziehen könnten wie Kaugummi; die Formalien werden schnell geklärt, die Netze hängen astrein und schon kann es losgehen.

Einzelmandatsträge wie eh und je

Zunächst nämlich allerdings mal wieder mit unseren allseits beliebten NörgelbürgX, die sich einmal mehr erdreisten, Fragen zu stellen: Heute mal zum Bebauungsplanverfahren am Ruhrort. Das Gutachten dazu hat allerdings gerade mal läppische €55k gekostet und ansonsten sind – Nein heißt Nein – keine weiteren Gelder geflossen. Na gut, dann widmen wir uns also schnell dem Wesentlichen, nämlich unserem Hobby „Wiederherstellung von Spiegelbildlichkeit“ bei den Ausschussbesetzungen. Mittlerweile sieht es im Rat der Stadt Bochum nämlich so aus, dass es nach Auflösung der Gruppe von Die Linke nur noch 7 Fraktionen gibt und mittlerweile (Die PARTEI wirkt!) 5 Einzelmandatsträge, denen wiederum lediglich beratende Sitze in einem einzigen Ausschuss zustehen. Also wird mit neuem Proporz gewählt und der sehr gute Betriebsunfall hat endlich mal wieder sinnvolle Verwendung für seinen Würfel, ist ab und an damit Zünglein an der Waage und trägt dazu bei, dass immer wieder ein letzter Sitz ausgelost werden muss. Das ist spannender als beim DFB-Pokal, nur dass Walter Baresel fehlt, das Heimrecht keine Rolle spielt und die Kleinen nicht alle mitspielen dürfen. Dabei ist das Lospech der fdP sehr lustig fast schon tragisch😊. Am Ende sind alle 13 Ausschüsse auf jeden Fall super besetzt, für die €25,- Arsch-Hoch-Prämie die es an Sitzungsgeld gibt, darf jetzt aber auch einiges erwartet werden von unseren Fachkräften.

Nun denn, toller Auftakt auf jeden Fall, jetzt verflacht die Partie allerdings ein wenig. Jahresabschlüsse, Gesellschaftsgedönse, Wiederbestellungen reissen das Publikum nicht gerade vom Hocker, gehen aber klar. Spannender ist da dann schon eher die „Vorschlagsliste für die Wahl der ehrenamtlichen Richterinnen und Richter beim Verwaltungsgericht Gelsenkirchen“, bei der der Betriebsunfall einerseits wegen Wölfi und noch wem fast befangen ist und sich enthält und andererseits die Fraggles von den freien Rechtsradikalen komplett durchfallen, da nur sie selbst sich ihre Stimme geben. Hier mal Guter Rat!

Die Themen Findungskommission für die Bosy-Intendanz (viel Erfolg und alles Gute in der Welt, Tung-Chieh Chuang!), Hundesteuersatzung (Ermäßigung für ärmere Menschen, gut!) und Dachbegrünungssatzung („die nachhaltige Verbesserung des städtischen Erscheinungsbilds. Dachbegrünungen werten das Wohnumfeld auf, steigern die Lebensqualität in dicht besiedelten Städten und dienen so als Gestaltungselement.“) ballern wir schnell weg, bevor ein paar Flächennutzungspläne am Arsch der Heide auch nicht sonderlich relevant erscheinen.

Gewohnt gemischt ist dann das Bild bei den nächsten verkaufsoffenen Sonntagen, ca. 8 Leute jeglicher Couleur finden das aus unterschiedlichen Gründen nicht so geil, doch der Rubel muss bekanntlich rollen, den Pappi und die Mutti regelt also auch weiterhin am Sonntag der Markt, dakannzenixmachendamachstenix.

Mit jeder Menge Logorrhoe geht es dann bei den nächsten Themenblöcken weiter im Text. Bei der Schulentwicklungsplanung wird auf die Wünsche der Schulen mehr Rücksicht genommen, als gedacht. Das elfte Gymnasium scheint ausgemacht zu sein, für die Gesamtschulen gibt es allerdings auch durchaus Lobby, aber das alles ist schließlich kein Wolkenkuckucksheim, schaunmermal. Immerhin darf Realschule Realschule heißen und dreigliedriger Elitarismus weiter bestehen.

Unser „Handlungskonzept Wohnen“ ist grundsätzlich übrigens recht hübsch, ein paar wesentliche Aspekte wurden hier allerdings immer noch nicht bedacht, mit keiner Silbe wird zum Beispiel auf das Thema „Horizontalteilung“ eingegangen, wenn das mal nicht eine verpasste Chance für bestimmte Milieus ist…

Ganz besonders hitzig wird es dann urplötzlich bei den Punkten 30 und 31, denn jetzt wird zum einen nochmal das Thema Intendanz Schauspielhaus thematisiert. Da hat der Verwaltungsrat doch glatt einfach 1 Nicolas Stemann verpflichtet, ohne den letzten HinterbänklX mit auf die Reise zu nehmen. Also das ist natürlich eine Unverfrorenheit sondergleichen, da wird dann selbstredend von qualifiziertester Stelle hinterfragt, ob es keine Frauen im Angebot gab. Naja, auf dem Level ist die Transferliste ja auch bekanntlich mega lang 😉. Gut ist doch immerhin, dass der gute Herr Stemann den Klimacheck bestanden hat, also habt Euch mal nicht so…

Und auch bei der Eingabe unserer SchwimmfreundX aus Höntrop, die vehement die Beibehaltung des 88 Meter hohen Landmarkensprungturms einfordern, überschlagen sich die Emotionen und es wird von allen mit Betriebskosten dagegen argumentiert, dass die Schwarte kracht. Die ca. 11.200 Unterschriften von jenseits der Mauer sind damit also passé, bleibt zu hoffen, dass die Rutsche dann wenigstens 666 Meter lang wird.

So langsam neigt sich das Spiel dem Ende entgegen, ein paar Anträge gibt es noch abzulehnen oder zu vertagen, nein, über eine Bitcoin-City muss echt nicht so lange gelabert werden. Die Mitteilungen sind genauso schnell abgehakt wie die Anfragen; dabei sind wir in erster Linie darauf gespannt, was die Verwaltung zu vermelden hat in Sachen „Seltene Erden in e-Scootern/ Urban Mining“ und auch die Antwort auf die Frage „Wer ist Kai“ interessiert uns in besonderer Weise.

Kurz noch widmen wir uns ein wenig der Nachspielzeit, in der es zu keinen spektakulären Aktionen mehr kommt, dann sind 5 Stunden und 22 Minuten um, das Spiel ist aus, wir gehn nach Haus und treffen uns wieder am 21. November bereits um 10:00h (Ratssaal), wenn es in Sachen Haushalt darum geht, was Bochum sich zukünftig alles nicht mehr leisten können wird.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert