(Spieltag vom 21.11.2024, Lesedauer 9 Minuten)
Der frühe Vogel startet bereits um 10:00h, denn am 35. Spieltag steht unsere Rats-Partie voll und ganz im Dienste des Haushalts. Da gehört es sich, dass ordentlich Zeit eingeplant wird, denn jede Menge Palaver ist an einem solchen Festtag natürlich von allen erdenklichen Seiten zu erwarten. Und noch ein paar andere Themen stehen daneben auf der Tagesordnung, so dass es schnell und pünktlich zur Sache geht, nachdem unser leicht erkälteter Abschieds-Tour-OB einigermaßen pünktlich angepfiffen hat. Zum Warmwerden hören wir uns nämlich zunächst mal ein paar Antworten von unserem Doktor Stadtbaurat zu den NörgelbürgX-Fragen an, die mal wieder wissen wollen, wieso diesmal an der Markstraße so viel Bäume gefällt werden, aber da dort ja gar kein Wald ist, kann schließlich auch keiner abgeholzt werden. Logo! Naja, sehr lapidar fallen die Antworten aus, insgesamt fehlt es indes letztlich auch an politischem Willen, hier mehr zu tun als nötig; außerdem pflanzen wir doch schließlich ordentlich nach im Münsterland.
Dann steht direkt noch ein weiteres, anscheinend unglaublich kontroverses Thema auf dem Zettel, nämlich die „Wahl einer / eines Beigeordneten für Jugend, Soziales, Arbeit und Gesundheit“. Nominiert wurde hier von der Koalition nämlich der GRÜNE Roland Fischer-Dahl, den wiederum finden unsere Oppositionellen nur so semi und damit die ganze Chose noch ein wenig spannend wird, dürfen wir über diese Personalie in geheimer Wahl abstimmen, was ungefähr auch noch mal 18:48 Minuten dauert. Achso: Am Ergebnis ändert das selbstredend nix, mit der Koalitionsmehrheit bei einigen ungültigen Stimmen geht das natürlich durch. Glückwunsch!
Das bißchen Haushalt macht sich von allein, sagt zwar der hinlänglich bekannte Mann, dennoch müssen dafür schnell noch etliche Gebühren erhöht werden (Abfall, Friedhof, Abwasser; Bewohnerparkausweise) und dann ist es endlich so weit und die schon mit den Hufen scharrenden begnadeten Rhetoriktalente unserer Stadt dürfen am Poetry Slam teilnehmen. Insgesamt 8 ProtagonistX treten hierfür an. Der sehr gute Betriebsunfall der sehr guten Partei Die PARTEI entscheidet sich übrigens großzügig dazu, die gleiche Rede wie die von vor 2 Jahren auch diesmal nicht zu halten, da sie nichts an Aktualität eingebüßt hat, geschweige denn neue sachdienliche Hinweise liefert.
Die Regeln sind klar und einfach: 10 Minuten Gelaber, danach keine weitere Diskussion, sondern direkt zur Abstimmung und das GewinnX-Team darf die ca. 2 Milliarden Euro pro Jahr nach Lust und Laune verplempern. Riesen-Überraschung: Das rot-grüne Team gewinnt und verscherbelt somit alsbald safe unser aller Tafelkupfer.
Das Minus von 126 Millionen Euro wird aus den Rücklagen (z.B. Gewinne der Stadtwerke) finanziert, somit bleibt es stabil bei lässigen 2 Milliarden Euro Schulden. Dabei erfahren wir vor allem, dass die fetten Jahre vorbei sind (Häh? Das waren also welche?), dass in Kinder, Stadt, Land, Fluß investiert wird und dass weder von Kinder- noch von Altersarmut großartig gesprochen wird. Dafür werden die Forderungen von allen RechtsauslegX nach Einsparungen z.B. beim Haus des Wissens oder beim Schauspielhaus abgeschmettert; schade, wo wir doch tagtäglich erleben, was zu viel Wissen und zu viel Kultur in unserer Gesellschaft alles so anrichten, oder? Kein Zwinkersmiley!
Einmal kurz Pause, lüften, durchatmen, ab in den zweiten Spielabschnitt. Hier geht es dann etwas gemütlicher zur Sache, das mit den Bebauungsplänen, mit denen Sträucher, Bäume, Wälder gefällt werden können, haben wir hinlänglich erörtert und ist alles nicht mehr lustig.
Dafür wird allerdings endlich unser Lieblingsprojekt „Stille Örtchen“ auf den Weg gebracht und die kombinierte Wertstofftonne werden wir ab 2026 dann auch in ganz Bochum einführen. Hurra!
Den Lärmaktionsplan verabschieden wir ebenfalls recht friedlich und einvernehmlich, auch wenn der Änderungsantrag des Rest-Linken leider unvorgetragen durchfällt und die innenfreie Autostadt o.s.ä. Illusion bleibt. Die Luft ist spürbar raus aus der Begegnung, pflichtgemäß handeln wir Anträge, Mitteilungen und Gedöns ab. Dabei gibt die Verwaltung sich sowohl in ihrer Antwort auf die Anfrage zum Unlustigen Uber Unfug als auch bei der Frage „Wer ist Kai?“ durchaus und sichtlich Mühe (was natürlich nix an den Sachverhalten an sich ändert). In Hinblick auf die neue Anfrage zu Kompensation im Münsterland hält sich die Erwartungshaltung daher auch durchaus in Grenzen, aber mehr Fragen kostet ja nix 😉.
Zack, kurz noch geht’s in den nicht-öffentlichen Teil, eine Runde dürfen wir intransparent(e) Grundstücksgeschäfte tätigen, dann ist das Spiel nach ziemlich genau 5 Stunden auch doch schon zu Ende und durchaus mit Freude vernimmt der Betriebsunfall, dass es zum Essen diesmal tatsächlich auch eine vegane Variante (Spaghetti mit Pesto) gibt, die er leider aus Gründen gar nicht probieren kann. Dank dennoch für die Rücksichtnahme an die sehr gute Verwaltung!
Eine Partie hält dieses Jahr noch bereit, am 19. Dezember ab 15:00h geht es im Ratssaal aller Voraussicht nach wieder überaus vehement zur Sache, denn schon in Bälde richtet die sehr gute Partei Die PARTEI bekanntlich wieder eine Bundestagswahl aus und dafür bringen sich all unsere Lieblinge ja hoffentlich schön in Position.